Professor Lorimer Moseley ist klinischer Forscher und untersucht das Phänomen „Schmerz“, Professor für klinische Neurowissenschaften in Australien und hat über 310 Paper, sechs Bücher und zahlreiche Buchkapitel publiziert – darunter „Schmerzen verstehen“. Er erzählt in seinen Vorträgen gerne von verrückten Herren, die sich um andere Leute zu erschrecken regelmäßig ins Prothesenbein stechen, von für die Wissenschaft von ihm selbst in Oxford durchgeführten Prothesendiebstählen und anderen kuriosen Geschichten.
Ein paar Dinge, die Professor Moseley mir mit seinem Vortrag mitgab.
Pain is all about the future, not the past.
Es geht weniger darum, dass Gewebe betroffen ist, sondern mehr um einen protektiven Mechanismus. So ist Schmerz wichtig, damit Gewebe nach einem entstandenen Schaden heilen kann. Probleme entstehen, wenn dieses System überreaktiv ist. Je länger Schmerzen vorhanden sind, desto besser kann Dein Körper und Hirn diese produzieren, da er auch hier lernt.
Was aber fördert diesen Prozess? Nociception ist erst einmal ein ganz gewöhnlicher Prozess. Spezifische Neurone sind in deinem Gewebe und erhalten mechanische, chemische oder thermische Reize beispielsweise ein Stechen. Diese werden über das Rückenmark ans Gehirn weitergeleitet.
Grundsätzlich ist ein Schmerzgefühl ein Resultat aus den Informationen aus dem aktuellen Geschehen am Gewebe sowie den Informationen über Schmerzen, die in unserem Gedächtnis gespeichert sind. Schätzt das Gehirn ein, dass du geschützt werden musst, entsteht Schmerz. Aber Gedanken, Orte und andere Verknüpfungenkönnen den exakten Schmerz reproduzieren ohne jeglichen äußeren Reiz.
Wann merken wir, ob der Schmerz überhandnimmt?
Das körperliche Wohlergehen verändert sich. Schmerzen zerstreuen sich, kommen und gehen wann sie wollen, sind abhängig von der Stimmung und senken insgesamt die Stressresistenz gegenüber Situationen im Alltag mit denen man vorher gut umgehen konnte. Alte Verletzungen fangen an wieder weh zu tun und man ist sensibler für neue Reize. Je länger der Schmerz anhält, desto mehr treten die genannten Aspekte auf.
Paradigmenwechsel – Schmerz ist immer real, egal was die Ursache ist
Da alte Schmerzmodelle oft das alles nicht erklären können und es für gesunde Menschen schwer nachvollziehbar ist, haben Betroffene das Gefühl nicht ernst genommen zu werden.
Es ist ein individueller Umgang nötig, denn wie in der Ernährung gibt es auch hier keine „One size fit’s at all“ Lösung.
Ein Retraining Deines „Schmerzsystems“ oder lieber „protektiven Systems“ ist die Basis. Das Gefühl von Schmerz hängt davon ab wie du darüber denkst.
Ein Bewusstsein für Bewegung ist nötig bei dem man lernt wie man sich sicher bewegt, wann der Schmerz ein Ergebnis von Überaktivität ist und was alles noch den Schmerz beeinflusst.
Sachen, die du sagst, machst, denkst und glaubst, Orte, an die du gehst. Menschen in deinem Leben, sowie Sachen, die in deinem Körper vorgehen und durch Stress, Ernährung und Bewegung.
So ist zu verstehen, dass Schmerzen weniger in dem betroffenen Gewebe entstehen, sondern durch viele Faktoren beeinflusst werden – ein Ansatz der mehr als nur strukturelles Grundwissen erfordert, sondern Schritt für Schritt mit professioneller Unterstützung angegangen werden muss.
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